Winter 2000/2001


Und nachdem nun unsere Saison trotz abschließendem Crash doch noch recht erfolgreich geendet hatte, war die Motivation für den folgenden Winter um so größer.
Wir überlegten als Erstes, mit welchen Maßnahmen wir der Pantah am ehesten kostengünstig auf die Sprünge helfen könnten. Mal wieder kam uns unsere langjährige Verbundenheit zur Motorrad-Italienerszene zu gute.

Nach kurzer Recherche konnten auch gleich Teile organisiert werden:
Die alten Laverda Oscam Gußräder, die Stefan Holfert schon seit Jahren in seiner Garage stehen hatte sowie der alte Ducati 900 SS Auspufftopf, der bei Peter Schult seit Zeiten in der Grabbelkiste lag.

Und meine alte 900er Ducati Königswelle mußte nun auch ordentlich Haare lassen.
Da bei ihr schon länger ein Umbau geplant war, wurde dieser flugs gestartet.
Naja, gestartet in der Art, dass alles, was schon an neuem Material für sie bereit stand und somit an altem dann bald ja auch nicht mehr gebraucht werden würde, sofort für die Pantah "verhaftet" wurde.
Also hatten wir schlagartig eine 38er Marzochi-Gabel, "neue" Koni Dämpfer, einen "neuen" superleichten Vorderradkotflügel und leihweise auch 40er Dellorto Vergaser, die natürlich später noch an der Königwelle wieder gebraucht werden würden.

Die Folge war unter anderem, dass es jetzt mit den breiteren Felgen möglich war, einen Sprung in den Reifengrößen nach oben zu machen.
Aus dem bislang vorne gefahrenen 100/80 wurde ein 110/80, hinten aus dem 120/80 ein 130/80.
Weiter konnte die Gabel von einer 35er Paioli auf eine 38er Marzochi gewechselt werden.
All diese Änderungen blieben natürlich nicht ohne Folgen für die dazugehörigen Komponenten.
So mußten die Gabelbrücken auf 38mm aufgespindelt werden sowie sämtliche Distanzbuchsen zur Ausdistanzierung der Räder neu gedreht werden.
Gleiches galt für die Kettenradaufnahme, die nun einmal bei einer Laverda andere Maße hat als die einer Pantah...

Die Dämpfer der Königwelle passten dagegen völlig problemlos an die Pantah (is' halt Ducati ;-).
Damit nun aber nicht die eigentlich viel zu harte Feder der Konis die Pantah unfahrbar machen würde, wurde die deutlich weichere Feder der originalen Paioli-Dämpfer der Pantah mit einer zusätzlichen Vorspannhülse verbaut.

Die Gabel bekam ihre obligatorische Revision mit Totalreinigung, neuen Simmerringen und neuem Gabelöl.

Und da die Aufnahmen der 08er Brembo-Bremssättel an der 38er Marzochi-Gabel nun mal für 280mm Scheiben vorgesehen sind, wurden somit auch gleich die Bremsscheiben der Königswelle verbaut.

Damit all dies neue "alte" Material auch richtig gefordert werden würde, mußte der Motor natürlich auch seine Überarbeitung erhalten.
Hier konnte sich Bernd, unser mittlerweile dritter Fahrer, als alter Ober-Italiener-Schrauber richtig austoben.
Auch hier galt die Regel: Viel Power mit wenig Geld.
Besonders wichtig war, dass es nicht nur um gnadenlose Power ging, sondern vielmehr Power mit Langstreckentauglichkeit.
Also gab es überarbeitete Kanäle, größere Ventile und einen überarbeiteten Brennraum.

Da bei unserem letzten Rennen in Oschersleben leider die NCR-Tüte ihr zeitliches segnete, war ein neuer Auspufftopf unvermeidlich.
Genau hier konnte der alte Ducati 900 SS Auspufftopf neu in Dienst genommen werden.
Er wurde von Erik vollständig zerlegt und umgebaut.
Für die neue Konstruktion wurden bis auf das Dämmmaterial nur die alten Originalteile des Auspuffs genutzt. Der Alumantel, die beiden Endstücke sowie das Lochblech wurden recycled. Erik schweißte das auf den kleineren Durchgangsrohrdurchmesser zusammengerollte Lochblech an das Eingangsendstück an und stopfte den so entstehenden Aussenbereich zum Alumantel mit einer speziellen Dämmwolle (Noise Eater). Nach der Befestigung des Ausgangsendstücks war der Auspuff fertig. Zwar nicht TÜV-gerecht, jedoch, wie wir später feststellen sollten, sehr wirkungsvoll.
Kerniger Sound, mit begnadeter Drehmomentkennlinie, bei genau 98 dB.

Und nachdem nun noch alle Lackteile, wie z.B. Rahmen und Schwinge, das ordnungsgemäße Ducati-Rot bekommen hatten, wurden sämtliche Teile nach gründlichster Sichtung und Reinigung wieder an das Fahrzeug montiert.

So nette Feature wie z.B. eine Momentabstützung für die Hinterradbremse oder neue selbstgedrehte Fußrasten fielen dann auch gleich noch mit ab.

Ach ja, wollen wir mal nicht unsere Halbschale unterschlagen. Die Basis dafür hatte mein Team-Mitgründer Stefan vor Zeiten von einem Händler abgestaubt.
Es handelte sich um einen leicht defekten oberen Teil einer Mito-Schale, von dem Erik einen Abzug machte.
Dieses Leichtgewicht, in Verbindung mit einer extrem leichten Halterung, brachte dann auch diesen Winter den größten Anteil zur Gewichtsreduzierung.

Da sich ahnen lässt, dass der Winter mit dem obigen Programm reichlich ausgefüllt war, wurde unser neuer Renner dann auch erst in der Nacht vor der Abfahrt zu unserer ersten Veranstaltung fertig.

Und was all diese Änderungen in unserer zweiten vollen Saison 2001 wohl bringen würden, wurde von allen mit äußerster Spannung erwartet...


Geschrieben von Jens-Uwe

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