Saison 2011


 Classic-Endurance:  4-Std.-Rennen - Motosport Arena Oschersleben / D



Auch diese Saison wird wieder eine sehr kurze für das gemeinschaftliche Pantah-Racing-Team.
Kurzentschlossen und nach kürzester Vorbereitungszeit geht es dieses Jahr wieder einmal zum Classic-Endurance.

Erik wird u.U. noch den ein oder anderen Einsatz auf der 900er fahren, z.B. beim Biketober-Festival oder dem Festival-Italia.

Schauen wir also mal, was da noch so kommen wird...


Motorsport Arena Oschersleben / D   (28.-29.04.)  Classic-Endurance,  4 Stunden Langstrecke

"Intensivurlaub für Kurzentschlossene" hätte das Motte für den diesjährigen Einsatz beim Classic-Endurance von Art-Motor im Motopark Oschersleben lauten können. Noch viel kurzfristiger entschließen, an einem Langstreckenrennen teilzunehmen, hätte man sich kaum noch können. 14 Tage vor der Veranstaltung war Nennungsschluss und somit fiel dieses Jahr der Entschluss zur Teilnahme auch erst genau am Vorabend des Nennungschlusses. Der Hauptgrund dafür lag an dem recht frühen Termin in diesem Jahr. Hatten wir nicht vor einigen Jahren schon einmal den Genuss, morgens vor Ort an der Rennstrecke aus dem Wohnmobil zu gucken und Schnee auf der Strecke zu sehen. Das war damals allerdings zu Beginn des Aprils. Nun, nach dem Wetterverlauf der letzten Tage vor Nennungsschluss deutete sich allerdings ein doch wesentlich entspannteres Wetter an.

Glücklicherweise ist das Thema körperliche Vorbereitung für die Langstrecke bei uns kein großes Thema, da wir grundsätzlich sportlich in Vorbereitung auf die Langstrecke sind. Erik mit viel Fahrradfahren und Jens-Uwe mit Laufen und mehr oder weniger regelmäßigen Aufenthalten in Fitnesscentern. Somit sind solche Kurzentschlüsse auch von dieser Seite kein Problem.

Nur, da gibt es ja aber auch noch ein Moped, das vorbereitet sein will...
Da Moped putzen, Bremsflüssigkeitenwechsel und eine neue Sitzbankauflage bauen an einem Wochenende gut realisierbar ist, dürfe dieses Jahr wohl auch die Vorbereitungszeit am Moped mal wieder neue Maßstäbe gesetzt haben. Glücklicherweise war ja im Vorjahr nichts am Moped beschädigt worden und damit konnte mit einer gründlichen Durchsicht am Moped die kurze Saison 2011 sogleich eröffnet werden.

Wie also in den mittlerweile über 11 Jahre des Bestehens des Pantah-Racing-Teams ausgiebig geübt, Sachen packen und ab auf die Rennstrecke...

Nach einer problemlosen Anreise empfing uns Oschersleben mit einem kernigen Gewitter. Wir schafften gerade eben noch das Moped für die Technische Abnahme vom Hänger zu nehmen, dann ging erst einmal die Post ab! Blitze und richtig Regen...
Entmutigen konnte uns dieses Wetter allerdings nicht, denn dieses war bedingt vorhergesagt worden. Somit machte dies eher noch Hoffnung für die folgenden Tage, denn diese waren als zunehmend besser vorausgesagt.

Enttäuscht waren wir dann allerdings doch über die geringe Teilnehmerzahl in unserer Klasse. So hatte wir uns schon auf den Vergleich mit dem V2-Revanche-Team gefreut, mussten aber vor Ort feststellen, dass dieses leider auch nicht zur Veranstaltung kommen konnte. Letztlich sollte in unserer Klasse "Classix" dann mit nur 3 Teams starten, dachten wir...

Und die beiden anderen Teams waren schnell unterwegs. So wie sich die Zeiten darstellten, hätten wir wohl mit der kleinen Pantah kaum eine Chance auf die beiden vorderen Plätze gehabt. Dachten wir wieder einmal...
Aber wie es in der Langstrecke so ist, hat diese ja meist noch so einige Überraschungen parat.

Und somit komme wir nun mal zum Fahren, dass am Donnerstagmorgen mit den Trainings begann.

Da wir im letzten Jahr den Conti GO! das erste Mal probierten und leider doch recht große Probleme mit Chattering am Vorderrad hatten, galt dieses Jahr die Losung, dieses abzustellen bzw. zumindest zu reduzieren. Wir fuhren somit das Moped in der letztjährigen Einstellung wieder an, um das "alte" Feeling wieder etwas aufzufrischen. Das gelang zügig und das Chattering war weiterhin recht dramatisch...

Eine grundsätzlich interessante Frage ist ja, woher kommt dieses Chattering eigentlich. Man muss sich der Sache klar sein, dass ein Moped ja nicht ein starres System ist, dass da über zwei runde Gummis über die Straße rollt, sondern ein recht komplexes Gebilde aus mehreren Federsystemen, wobei jedes dieser Systeme seine eigene Resonanzfrequenzen hat.

Setzen wir mal den Rahmen als nahezu starr voraus, denn auch das ist er nicht, gibt es im diesem Gesamtsystem grundsätzlich zwei Hauptsysteme: Das Vorderrad- sowie das Hinterradsystem. Systeme deshalb, weil jedes wiederum aus mehreren Federsystemen besteht. Jeweils also aus dem Hebelwerk Schwinge bzw. Standrohr/Tauchrohr mit Brücken und dem Dämpfer-/Federsystemen. Dazu kommen nun noch die Reifen, die in sich selbst ein ganz eigenes Federsystem darstellen. Dieses in Form der Karkasse, dem Gummi und dem in diesem System vorhandenen Luftdruck. Sehr wohl wichtig für die Betrachtung des Gesamtsystem ist dabei noch, dass alle Systeme miteinander verkoppelt sind. Eine Schwingung/Bewegung an dem einen System führt unweigerlich zu einer Reaktion an den anderen Systemen. Mag diese auch noch so klein sein...

Ist das komplexe Gebilde Motorrad hiermit sicherlich noch nicht vollständig erfasst, so zeigt dies jedoch schon vollkommen ausreichend, warum das Suchen nach der Ursache bzw. dem damit verbundenen Abstellen der ungewünschten Effekte selbst für die erfahrenen GP-Teams zu echten Herausforderungen werden kann.

Wir versuchten also erst einmal den z.Zt. Haupttäter ausfindig zu machen. Anders gesagt: Ging der Chatteringeffekt tatsächlich primär von der Gabel aus oder war er u.U. von hinten angeregt? Da wir an der Pantah nicht so einfach die Dämpfungssysteme beeinflussen können - dies ist laut Reglement nicht zugelassen - gab es auf die Schnelle nur die Möglichkeit, eine der Systemkomponenten zu verändern: Den Reifen bzw. den Luftdruck. Da der Luftdruck am einfachsten zu korrigieren ist, veränderten wir also diesen im ersten Versuch. Eine Korrektur um 0,5 bar noch oben hätte das System auf jeden Fall verstimmen müssen. Zum Guten oder Schlechten war nicht mit Bestimmtheit anzusagen, wir vermuteten allerdings eine Verschlechterung, die auch letztlich genau so eintrat. Das Chattern wurde spürbar stärker und trat sogar hinten leicht zum Vorschein. Bei diesem Versuch hatten wir einen Luftdruck von 2,3 bar vorne und 2,4 bar hinten eingestellt.

Folglich der Versuch 2, indem wir den Vorderreifen auf den bekanntlich geschmeidigeren Bridgestone BT45F wechselten sowie den Luftdruck wieder auf die ursprünglichen 1,8 bar vorne wie 1,9 bar hinten einstellten. Das Ergebnis war im Ganzen erwartungsgemäß positiv. Der BT45 chatterte zwar ebenfalls, jedoch etwas weniger und deutlich vernehmbar kontrollierbarer. Dieses machte sich auch sofort an nahezu 2 Sekunden schnelleren Rundenzeiten bemerkbar.

Der dritte Versuch wurde nun mit einem weiter abgesenktem Luftdruck im Vorderreifen durchgeführt. Dieser wurde nun auf 1,5 bar eingestellt. Konnte hier nun kaum noch eine spürbare Verbesserung wahrgenommen werden, so fielen die Rundenzeiten allerdings auf neue Bestzeiten. Da wir damit vorerst wieder einmal an unserem Ende der Möglichkeiten angekommen waren (denn irgendwann gehen einem nun mal die Trainingsmöglichkeiten aus), schien somit die Einstellung für das Rennen festzustehen. Mit Sicherheit nicht optimal und somit weiterhin das Tempo einbremsend, war dies nun das Maximale für diesen Lauf.

Bislang unerwähnt bliebt der Einfluss der Strecke auf diesen unschönen Chatteringeffekt. Ist am Fahrzeug erst einmal ein "Optimum" erreicht, so muss nun die richtige Linie auf der Strecke gefunden werden, denn dieses ist nicht nur ein "Notnagel", sondern ein weiterer Garant für maximale Sicherheit und schnelle Rundenzeiten. Und der Sicherheitsaspekt ist hierbei nicht zu unterschätzen. Wer erst einmal ein Motorrad über beide Räder chatternd um eine schnelle Kurve gefahren und dabei gespürt hat, wie das Fahrzeug erkennbar die vorgesehene Linie verlässt, der kann sich sicherlich vorstellen, wie brisant dies wirklich werden kann, wenn man einmal mit zwei Fahrzeugen nebeneinander durch eine Kurve fährt und unvermeidlich dem außenliegenden Fahrzeug näher und näher chattert. Da das Fahrzeug in dieser Situation deutlich seine Grenzen aufzeigt, sind Korrekturen kaum noch möglich. Jeder wird sich vorstellen können, wie brisant diese Situation für beide Fahrzeuge enden könnte...

Aber Schluss mit den Horrorgeschichten. Ist erst einmal die beste Einstellung und Linie gefunden, so ist es das dann für das Rennen.

Nach den beiden WarmUp-Sesions am Freitagmorgen, die nun endlich mal ohne weitere Tests von den Fahren mit Tempo gefahren werden konnten, ging es um 14:30 Uhr zum Vorstart. Alles lief prima. Der Start erfolgte dann um 14:45 Uhr bei schönem Wetter mit leichtem Wind und Temperaturen um die 21°C nach Plan.

Und auch bei uns lief alles nach Plan. Vorerst...  ;-)
Jens-Uwe startete diese Mal, Erik übernahm damit den 2. Stint. Zu jedem 2. Stint wurde getankt. Alles verlief routiniert, bis Erik vollkommen unerwartet vor der Box stand. "Was willst Du denn hier?!". "Ich bin gestürzt..." war die Ansage. Was war passiert?
In der Zufahrt zur Gegengerade hatte leider ein Moped einen Motorplatzer gehabt, was dazu führte, dass in dieser nicht optimal einsichtigen Stelle 6 Motorräder im Formationsflug zu Boden gingen, bis die Streckenposten endlich reagierten...

Da Erik glücklicherweise wenig passiert war und am Moped nicht all zu viel defekt war, galt es natürlich nach alter Langstreckentradition, das Moped umgehend und schnellstmöglich wieder auf die Beine zu stellen. Da das Ölschauglas leider beschädigt war und Tröpfchen für Tröpfchen Öl durchsickern ließ, sah es zuerst nach einem Rennende für uns aus. Da aber genügend Ducatis bei dieser Veranstaltung anwesend waren, wurde also mit einem Run durch die Boxen der Start zum Auftreiben eines neuen Ölschauglases gegeben. Und wir fanden auch prompt eines.  :-)
Schnell eingebaut und nachgetankt ging es dann wieder auf die Strecke. Leider hatten wir damit den schönen Platz 12 in der Gesamtwertung bei über 30 gestarteten Teams abgeben müssen und fanden uns auf Platz 23 wieder ein. Aber wir waren wieder im Rennen...

Von nun an lief wieder alles prima, es ging vorwärts. Bis zum folgenden Tankstopp, bei dem uns auffiel, dass wir unerwartet Öl auf dem Hinterreifen hatten. Also galt es erneut eine Pause einzulegen und zu schauen, ob das Problem lösbar war.

Es zeigte sich, dass der Sturz von Erik für das Moped mit noch einer weiteren Folgen verbunden war. Leider hatte der Schlag auf den Seitendeckel nicht nur das Schauglas beschädigt, sondern auch zu einem Haarriss im Deckel selbst geführt. Das war nun ärgerlich, da sich dieser Schaden nicht mehr im Handumdrehen beseitigen ließ. Da wir leider keinen Epoxidkleber o.ä. dabei hatten, begann erneut der Run durch die Boxen mit der Suchen nach einer Dichtmöglichkeit. Und auch diese sollte gefunden werden.

Da der Motor noch sehr heiß war, war klar, dass der Epoxydkleber sehr schnell vernetzen würde und wir nach nur kurzer Pause hätten wieder aufbrechen können, doch es sollte anderes kommen. Gerade war der Kleber soweit verhärtet und wir in der Vorbereitung für unseren 3. "Start", da kam die Info, dass das Rennen abgebrochen wurde. Leider war es in der Zufahrt zur Start- und Zielgeraden zu einem schweren Sturz gekommen. Bis diese Situation geklärt war, der Krankenwagen von der Strecke war und man wieder hätte starten können, standen noch 10 Minuten Restzeit des Laufes auf der Uhr. Aus diesem Grunde entschloss sich die Rennleitung das Rennen nicht noch einmal freizugeben. Da durch diesen unvorhergesehenen Abbruch mehreren Team wie auch uns ein Wechsel fehlte, wurden die erforderliche Wechselanzahl für alle Team rückwirkend um 1 reduziert.
Und damit waren wir in der Wertung...  :-)

Unsere aktuelle Platzierung war uns mittlerweile vollkommen entgangen und so trotteten wir etwas geknickt zur Siegereherung. Die Überraschung war dann allerdings recht groß, als Erik und ich als Sieger in der Classix-Klasse aufgerufen wurden. Der Grund dafür lag darin, dass die Konkurrenz einerseits ebenfalls gestürtz war, ihr Fahrzeug aber nicht wieder flott bekam und andererseits darin, dass ein Team wegen Nichteinhaltung des Reglements in eine andere Klasse gewertet wurde.

Und so schnell wird man nun zum Sieger, trotz Sturz und Reparatur.
Na, so etwas kommt dann auch nicht alle Tage vor...  ;-)

Damit wurde diese Veranstaltung für uns doch recht unerwartet zu einem vollen Erfolg.  :-)



Geschrieben von Jens-Uwe

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